Einschlaflieder warum?

 

Einschlaflieder – warum?

Kinder brauchen Rituale, vor allem, um im Bett zur Ruhe zu kommen. In Studien wurde nachgewiesen, dass Kinder, deren Eltern vorlesen, intelligenter werden und das Leben besser meistern können. Doch zu den Einschlafritualen gehören nicht nur Märchen und Geschichten. Auch Einschlaflieder sind bei Eltern und Kindern beliebt. Je nach Lust und Laune können sie vorgesungen werden – größere Kinder singen auch gern mit ihren Eltern gemeinsam.

 

Vertraute Einschlaflieder

Sie beruhigen, stellen ein schönes Ende des vergangenen Tages an und runden das Bettritual ab: Einschlaflieder. In welchen Situationen werden Einschlaflieder gern gesungen?

1. zum Beruhigen

Wenn das Kind abends den Tagesstress hinter sich lassen möchte, dann helfen Schlaflieder perfekt, „herunterzukommen“. Aber auch bei Alpträumen in der Nach beruhigen diese Lieder das weinende und häufig aufgeregte Kind.

2. gegen Schmerzen

Bei Blähungen und ähnlichen Beschwerden helfen Lieder wie „Heile, heile Gänschen“. Sie vertiefen die Wirkung einer Massage oder unterstützen das Herumtragen und Kuscheln mit der Mutter oder dem Vater. Psychologisch wirken sie wie ein Pflaster, das für eine schnellere Heilung bzw. Linderung der Beschwerden sorgt.

3. zum Tagesende

Einfach nur zum Tagesende dient das Vorsingen oder gemeinsame Singen dazu, das Zusammengehörigkeitsgefühl von Mutter, Vater und Kindern zu verstärken. Kinder fühlen sich dort wohl, wo man sich Zeit für sie nimmt, wo sie mit ihren kleinen und größeren Sorgen und Nöten ernst genommen werden. Ein Schlaflied verstärkt das Gefühl von Geborgenheit und Willkommensein.

4. zum Lernen

Natürlich haben die Schlaflieder auch einen positiven Lerneffekt. Werden sie eine bestimmte Zeit lang regelmäßig wiederholt, dann prägen sich die Kinder einzelne Textzeilen oder schließlich das ganze Lied ein. So wird die Merkfähigkeit spielerisch geschult. Schnell entwickelt jedes Kind gewisse Vorlieben und hat seine „Lieblings-Einschlaflieder“.

5. zur Erleichterung des Einschlafens

Nach dem Stillen in der Nacht oder bei Kindern mit Schlafproblemen haben sich Einschlaflieder ebenfalls bewährt. Sie beruhigen hier auch. Ganz leise vorgesungene und gesummte Lieder wiegen das Kind sanft in den Schlaf.

Die Wirkungen der Einschlaflieder treten parallel zueinander auf und funktionieren nicht losgelöst voneinander. Alles in allem sorgen Musik und damit auch die Schlaflieder für Harmonie und Wohlbefinden, sie vertiefen familiäre Bindungen und fördern ganz nebenbei spielerisch die Merkfähigkeit. Bei Beschwerden entfalten sie sogar eine Art Heilwirkung auf das Kind, spenden Trost und erleichtern die Beschwerden.

 

Worauf kommt es bei Schlafliedern an?

Wichtig ist weder, dass die Eltern den Text perfekt beherrschen, noch dass sie besonders gut singen können. Zwar gibt es größere Kinder, die das dann merken, aber der Fokus bei Einschlafliedern liegt ganz woanders, nämlich darin, dass Eltern ihrem Nachwuchs vermitteln:

– ich bin da

– ich habe dich lieb

– du bist mir wichtig

– ich nehme mir Zeit für dich und deine Sorgen

– ich kuschel gern mit dir

– du kannst mir vertrauen

– fühle dich geborgen

– wenn etwas ist, dann tröste ich dich

– ich habe Verständnis für deine Situation und tue alles, um negative Einflüsse zu beseitigen

– ich singe oder summe ganz leise und ruhig, damit du entspannst und gut schlafen kannst

Ob die Eltern dabei das gesamte Schlaflied perfekt intonieren oder immer den richtigen Ton treffen, interessiert die wenigsten Kinder, schon gar nicht im Babyalter. Sie wollen vielmehr die Liebe und Geborgenheit spüren, den Trost und sich ganz sicher sein können, dass ihre Eltern in diesen Momenten ganz und nur allein für sie da sind und sich die Zeit nehmen. Das Wertvollste, was Mutter und Vater ihren Kids geben können, sind Liebe, Verständnis, Zeit und Geborgenheit.

 

Welche Einschlaflieder gibt es?

Bekannt sind „Schlaf, Kindlein, schlaf“ in verschiedenen Varianten sowie das sogenannte „Wiegenlied“ von Johannes Brahms „Guten Abend, gut‘ Nacht“. Spätestens seit dem Film mit Heinz Rühmann „Wenn der Vater mit dem Sohne“ (1955) kennen auch die meisten „Lalelu“ als Einschlaflied. Nicht ganz so bekannt sind die Einschlaflieder

„Die Blümelein, sie schlafen“,

„Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein“
„Wer hat die schönsten Schäfchen, die hat der gold’ne Mond“,

das mundartliche „Heidschi Bumbeidschi“,

„Nun ruhen alle Wälder“,

„Ade zur guten Nacht“,

„Abendstille überall“,

„Weißt du, wie viel Sternlein stehen“ oder das eher in der Weihnachtszeit zu hörende

„Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will“ sowie „Es wird schon gleich dunkel“.

Häufig haben Einschlaflieder einen christlichen Hintergrund, wie zum Beispiel das auch als Nachtgebet verwendete „Müde bin ich, geh‘ zur Ruh’“ in verschiedenen Varianten oder „Der Mond ist aufgegangen“. Oder es handelt sich um alte Volkslieder, wie „Guter Mond, du gehst so stille“.

 

MP3-Player und Co.

Eines ist noch ganz wichtig zu erwähnen: Natürlich können Kinder auch mit Einschlafliedern und Entspannungs-CDs oder MP3s aus dem Player oder Discman beruhigt werden. Und sicher schlafen sie dann auch leicht ein. Allerdings sollte diese Lösung ein Notbehelf sein. Warum? Genau wie bei von Mutter oder Vater vorgetragenen Geschichten und Märchen festigt sich die Bindung. Das passiert jedoch nicht, wenn Technik und ein anonymer Vorleser oder Vorsänger die Eltern ersetzt!

Denn das Gefühl von Geborgenheit, Liebe und Zeit, das Vertrauen können sich dadurch nicht entwickeln. Kinder fühlen sich nur wohl, wenn sie bekannte Stimmen hören. Schon Babys kennen die Stimme ihrer Mutter aus dem Mutterleib, wenn sie zum Beispiel während der Schwangerschaft leise mit ihrem Ungeborenen gesprochen oder gesungen hat. Diese Geborgenheit und Wärme strahlt nur die Stimme von Mutter oder Vater aus. Die Zeit, die sie sich nehmen, die Liebe, die sie geben, der Trost, den sie spenden – das alles prägt sich in das Gedächtnis und die Seele des Kindes mehr ein, als wir erahnen.

Deshalb ist es nicht nur für unsere Kinder wichtig, sondern auch für unsere seelische Gesundheit, für eine gesunde und stabile Beziehung, für unsere Emotionen und unser Unterbewusstsein, dass wir als Mütter und Väter unsere Verantwortung wahrnehmen und unserem Nachwuchs von klein auf das geben, was für uns alle am wichtigsten ist: Liebe, Zeit, Zärtlichkeit, Geborgenheit und Wärme.

 

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